Stammzellen gegen Infarktschäden Eine Spritze mit Stammzellen ließ Narbengewebe nach dem Infarkt schrumpfen. Kräftiger wurde das Herz aber nicht. Letztes Update am 14.02.2012, Es passiert in Österreich 17.000-mal im Jahr: Herzkranzgefäße verstopfen, ein Teil des Herzmuskels ist vom Sauerstoff abgeschnitten – Herzinfarkt. Kann die Versorgung nicht rasch wieder hergestellt werden, stirbt Herzmuskelgewebe ab, eine Infarktnarbe bildet sich. Mit einer Stammzelltherapie konnten jetzt Mediziner des Cedars-Sinai Heart Institute in Los Angeles, USA, die Größe des vernarbten Areals halbieren. Acht Patienten wurde innerhalb von zwei bis vier Wochen nach ihrem Infarkt eigenes Herzgewebe von der Größe einer halben Rosine entnommen. Rund 20 Prozent der Herzmuskelzellen sind Stammzellen. Diese wurden im Labor isoliert und den Patienten eineinhalb bis drei Monate nach dem Infarkt in die betroffene Herzarterie gespritzt. "Wir konnten erstmals zeigen, dass sich Infarktnarben zurückbilden und verloren gegangenes Herzmuskelgewebe nachwächst", sagt Eduardo Marban, einer der Studienautoren. Allerdings: Die Pumpfunktion der Herzen hatte sich nicht verbessert – die Patienten profitierten also nicht von der Therapie.
Kein Durchbruch "Diese Ergebnisse zeigen, dass die Stammzelltherapie nach wie vor ein vielversprechendes Forschungsgebiet ist", sagt Prim. Univ.-Prof. Franz Weidinger von der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien: "Einen Durchbruch gibt es aber noch nicht." Bereits vor sechs Jahren konnte in einer großen deutschen Studie mit Stammzellen die Pumpleistung statistisch etwas verbessert werden: "Aber auch hier gab es für die Patienten im Alltag keinen merkbaren Effekt." Ein Problem in vielen Studien: Die in das Herz injizierten Stammzellen wanderten in andere Körperregionen ab. Auch die MedUni Wien forscht auf diesem Gebiet: So versuchen die Mediziner, Stammzellen dazu zu bringen, sich in funktionierende Herzmuskelzellen zu entwickeln. Und sie arbeiten daran, körpereigene Stammzellen aus dem Knochenmark in den Herzmuskel zu injizieren – und mit biochemischen Signalen dafür zu sorgen, dass sie im Herzen gehalten werden können. Doch noch sind all diese Ansätze nicht reif für die Praxis. "Am wichtigsten ist es, dass Infarktpatienten so rasch wie möglich in ein Spital mit einem Herzkatheter-Labor kommen", betont Weidinger: Dort kann die durch ein Gerinnsel verschlossene Arterie geöffnet und ein Stent (eine Gefäßstütze) platziert werden. "Von diesen Patienten versterben heute nur mehr drei bis fünf Prozent – und die Chance ist groß, dass ein Absterben von Herzmuskelgewebe verhindert werden kann und sich keine Narbe bildet." In Wien übernimmt jeden Tag ein anderes Spital diesen Herzkatheter-Notdienst. Weidinger: "Wir hatten vorgestern fünf Infarkt-Patienten. Bei allen fünf konnten wir den Verschluss erfolgreich aufdehnen."
Umstrittener Erfolg: Zelltherapie verbessert Sehkraft Es könnte ein Erfolg für die Stammzellforschung werden – im Gegensatz zu den Fortschritten beim Herzinfarkt aber ein ethisch umstrittener: Zwei fast blinde Patientinnen in den USA – sie leiden an einer seltenen Form von Makuladegeneration (Netzhautleiden) – bekamen Netzhautzellen in ihren Augen injiziert. Eine der beiden konnte daraufhin wieder Buchstaben erkennen, auch bei der anderen verbesserte sich die Sehleistung. Hergestellt wurden diese Zellen aus embryonalen Stammzellen. Um sie zu gewinnen, mussten Embryonen zerstört werden. "Für jene, für die das nicht nur Zellhaufen, sondern Menschen in frühem Entwicklungsstadium sind, dämpft das die Freude über den Therapieerfolg beträchtlich", schreibt die de utsche Ärztezeitung .
No comments:
Post a Comment