Stammzellen sind Hoffnungstrager der Medizin. Forscher wollen eines Tages mit ihnen Krankheiten wie Parkinson therapieren. Bis es soweit ist, wird es noch dauern. Doch einen Schritt sind Wissenschaftler nun vorangekommen. Deutsche Wissenschaftler haben offensichtlich einen Weg gefunden, das Krebsrisiko einer Stammzelltherapie deutlich zu senken. Bei den Versuchen an Mausen geht es um unerwunschte Effekte der sogenannten pluripotenten Stammzellen. Pluripotente Zellen konnen sich in jedes Gewebe verwandeln, aber auch Krebs erzeugen. "Sie konnen einfach zu viel", erlauterte ein Sprecher des Max-Planck-Instituts fur molekulare Biomedizin. Ein Team um den bekannten Munsteraner Forscher Hans Scholer hat jetzt aus Hautzellen von Mausen direkt "multipotente" Stammzellen gewonnen. Die Forscher erzeugten also bewusst keine Alleskonner, sondern direkt Gewebe fur bestimmte Zwecke. Die Regeneration bestimmter Gewebetypen konne mit dem Verfahren deutlich zielgerichteter und sicherer werden, sind die Wissenschaftler uberzeugt. Doch bis zum medizinischen Einsatz am Patienten muss noch viel geforscht werden.
Zellen verlieren ihre Erinnerung Ihre Ergebnisse veroffentlichten die Max-Planck-Wissenschaftler im Fachjournal "Cell - Stem Cell". Fur die Reprogrammierung benutzten sie einen "Mix an Wachstumsfaktoren", also Proteinen, die das Zellwachstum im Korper steuern. Die Umwandlung sei umso wirkungsvoller, je ofter sich die Zellen unter Einfluss der Wachstumsfaktoren und der richtigen Kulturbedingungen teilten, erlauterte Scholer: "Die Zellen verlieren immer mehr ihre molekulare Erinnerung daran, dass sie mal eine Hautzelle waren." Bisher seien pluripotente Zellen noch das "Nonplusultra" der Forschung, so Scholer. In der gangigen Therapie am Menschen werden Patienten eigene Zellen entnommen und zu sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen umgewandelt. Aus den Multitalenten lasst sich jedes Korpergewebe zuchten, das etwa zur Behandlung von Parkinson, Herzinfarkt oder Diabetes dient. "Uns ist der Nachweis gelungen, dass eine Reprogrammierung von Korperzellen nicht zwingend uber pluripotente Stammzellen erfolgen muss", sagte Scholer.
Studien an menschlichen Zellen notig "Pluripotente Stammzellen sind so entwicklungsfahig, dass sie sich auch in Krebszellen verwandeln konnen - anstatt ein Gewebe zu regenerieren, verursachen sie unter Umstanden einen Tumor." Die von Scholers Team jetzt beschriebenen Korperstammzellen weisen laut MPI einen Ausweg. "Sie sind "nur" multipotent, konnen also nicht alle, sondern nur bestimmte, genau definierte Gewebetypen - im vorliegenden Fall ganz unterschiedliche Nervengewebe - bilden. Ein enormer Vorteil im Hinblick auf den therapeutischen Einsatz." Auf lange Sicht sieht Scholer erhebliches medizinisches Potenzial. Er hofft, dass die Zellen in einigen Jahren zur Geweberegenerierung bei Krankheiten oder im Alter eingesetzt werden konnen. Bis es soweit sei, mussten aber noch "erhebliche Forschungsanstrengungen" unternommen werden. Im nachsten Schritt sind laut Scholer entsprechende Untersuchungen mit menschlichen Zellen erforderlich. Zudem sei es "unerlasslich, das Langzeitverhalten der Korperstammzellen im Detail zu untersuchen".
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